Business Travel Rockstar Interview - Patrick Diemer

Patrick Diemer - Chair of the Board
European Network of Business Travel Associations 

Zu Beginn etwas über Dich. Wie hast Du Deine berufliche Karriere begonnen und wie kamst Du zur Reiseindustrie?

Ich bin in die Reisebranche wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Von Visa wechselte ich zur Lufthansa AirPlus. Das war ein Schritt vom Dienstleister zum Kunden. Dort stellte ich erst einmal fest, was ich alles nicht wußte: was macht ein Reisebüro, ein GDS? Was ist ein PNR etc? 

Gibt es etwas, das Dich an dieser Branche besonders fasziniert? Wer oder was hat Dich inspiriert und/oder tut dies auch heute? 

Mitreißend ist die Begeisterung mit der in der Reisebranche gearbeitet wird. Die Leute sind mit Herz und Seele. Mich haben schon immer Entdecker und Unternehmer fasziniert. Ich wäre gerne im Team von Marco Polo oder Kolumbus gewesen

Was war Dein schönstes Erlebnis / Erfahrung während Deiner bisherigen beruflichen Laufbahn?

Schwierig aus einer Laufbahn ein einzelnes schönstes Erlebnis zu identifizieren. Das AirPlus Team war seit den Nuller Jahren aufgebrochen, um die Welt zu erobern. Diese inspirierende Dynamik mitzuerleben, ist unvergesslich.

Was ist Deiner Meinung nach die größte Errungenschaft in der Reisetechnologie seit der Jahrtausendwende?

Die Entdeckung der Nachhaltigkeit. Wir reisen so viel und so oft – doch ohne gezielte Maßnahmen für nachhaltigere und umweltfreundlichere Reisen riskieren wir, dass künftige Generationen diese Möglichkeiten nicht mehr erleben dürfen. Gerade in einer Branche, in der Mobilität und Entdeckung zentrale Werte sind, ist der bewusste Umgang mit Ressourcen entscheidend. Nachhaltigkeit bedeutet, Verantwortung zu übernehmen: für die Umwelt, für die Menschen vor Ort und für den Fortbestand unseres eigenen Tuns. Wenn wir heute handeln und innovative Lösungen in der gesamten Reisebranche vorantreiben, können wir sicherstellen, dass Reisen auch in Zukunft inspirierend und zugänglich bleibt. Es wäre eine große Enttäuschung, sollte uns das Privileg des Reisens durch fehlende Nachhaltigkeit verloren gehen.

Hast Du einen Favoriten unter den Technologien, die für die Reisebranche entwickelt wurden? 

Trotz aller berechtigten Kritik und mancherlei Spöttelei über die IATA – und ich könnte dazu einiges beitragen – darf man nicht übersehen, welchen grundlegenden Beitrag die IATA für die Luftfahrtindustrie geleistet hat. Sie hat in zahlreichen Bereichen internationale Standards geschaffen, die dafür sorgen, dass Fluggesellschaften weltweit nahtlos zusammenarbeiten können – von Buchung und Ticketing, über Abrechnungsprozesse, bis hin zu Sicherheits- und Umweltauflagen. Diese standardisierte Basis ermöglicht überhaupt erst die globale Vernetzung, die unser heutiges Reisen in dieser Form möglich macht. Für die gesamte Reisebranche ist diese von der IATA initiierte Interoperabilität und Harmonisierung unschätzbar wertvoll.

Was würdest Du Brancheneinsteigern mit Hinblick auf Technologie empfehlen?

Viele unserer Technologien sind reif für die Abrissbirne. Doch bevor wir radikal Neues erschaffen, ist es essenziell, den tieferen Sinn und die Funktionsweise bestehender Systeme zu verstehen. Nur wer nachvollziehen kann, warum bestimmte Prozesse oder technische Lösungen über viele Jahre hinweg Bestand hatten, kann bewerten, was tatsächlich verbessert werden muss und welche Elemente weiterhin relevant bleiben. Innovation bedeutet daher nicht blindes Ersetzen des Alten, sondern die gezielte Weiterentwicklung auf Basis von Erfahrung und Erkenntnis.

Wo siehst Du derzeit die größten und wichtigsten Herausforderungen in der Branche? Hast Du Gedanken, wie Du diese angehen würdest?

Bahnen, Hotels und Autovermieter stehen ebenso vor der Herausforderung, eigene, auf ihre Branche zugeschnittene NDC-Standards zu etablieren. Ein global einheitlicher Standard würde hier nicht nur interne Prozesse optimieren, sondern auch die Vernetzung und Zusammenarbeit im gesamten Reisesektor deutlich verbessern. Initiativen dazu sollten daher aktiv von den jeweiligen Branchenverbänden vorangetrieben werden, um Interoperabilität und Effizienz sicherzustellen. Gleichzeitig dürfen wir – Kunden und Dienstleister gleichermaßen – das übergeordnete Ziel der Nachhaltigkeit nie aus den Augen verlieren. Es gilt, innovative Technologien und Standards stets so zu gestalten, dass sie ressourcenschonende, umweltfreundliche und sozial verantwortliche Mobilität fördern. Nur so bleibt die Zukunftsfähigkeit der Reisebranche gesichert.

Quick-Fire Fragen

Wer ist der/die nächste Business Travel Rockstar, den/die wir interviewen sollten?

Ich nominiere Steve Reynolds, Founder von bei CorpTravelTech.