Wilfried Kropp’s Wort als Travel Tech Insider hat Gewicht. In seinem „Heimatmarkt“ Österreich ist der ehemalige Geschäftsführer von Amadeus Austria und begeisterte Donaldist als scharfsinniger Beobachter der Reisebranche allseits geschätzt. Wir von Umbrella wiederum schätzen ihn als Mastermind unserer Kundenzeitschrift „Umbrella Insight“ sowie als Rat- und Ideengeber.
Geniessen Sie hier unser Interview mit Wilfried Kropp und erfahren Sie, was es mit dem „Donaldismus“ eigentlich auf sich hat:
Was machst du derzeit beruflich?
Ich bin freiberuflicher Journalist und Berater. Ich kann mir aber seit der Beendigung meines Geschäftsführer-Lebens jetzt den Luxus erlauben, nur über Themen und für Unternehmen zu schreiben, die ich interessant finde.
Ein paar Zahlen und Fakten zu deiner Zeit bei Amadeus Austria
Wir kamen 1988 in einen schwierigen, weil weitgehend verteilten Markt. Aber wir haben das Eis gebrochen. In Österreich zählen Handschlagqualität, gute persönliche Beziehungen, Verlässlichkeit und natürlich die Produktqualität. Damit konnten wir punkten. Mit langem Atem haben wir unseren Marktanteil von rund 10 Prozent auf weit über 60 Prozent gesteigert.
Wie erlebst du aus der Halbdistanz die Entwicklung bei Umbrella in den letzten Jahren?
Mir gefallen Unternehmen, die ständig lernen und sich weiterentwickeln. Umbrella ist so ein Unternehmen. Die Entwicklung von Umbrella Faces beispielsweise stand in keinem Business Plan, sondern hat sich aus einer Kundenanforderung entwickelt. Umbrella hat die Chancen erkannt und daraus ein starkes Produkt gemacht.
Was sind die Stärken von Umbrella?
Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell Umbrella neue Anforderungen umsetzt. Obwohl Umbrella kein junges Unternehmen mehr ist, hat das Team immer noch einen Start-up-Spirit. Außerdem gefällt mir sehr die Meeting-Kultur: Alles wird schnell auf den Punkt gebracht und verbindlich vereinbart.
Was könnten wir besser machen?
Dazu fällt mir kaum etwas ein. Eine kleine Anregung: Den Schwerpunkt Business Travel beibehalten, aber auch einen Blick in die Touristik werfen. Da sehe ich noch viele Chancen für innovative Lösungen.
Was sind deiner Meinung nach derzeit die entscheidenden Entwicklungen in der Travel Trade Branche?
Wir sind immer noch inmitten eines Strukturwandels. Die traditionellen Unternehmen haben noch keine zukunftsträchtigen Geschäftsmodelle gefunden und die vielen neuen Unternehmen müssen erst noch beweisen, dass sie mit ihren Konzepten auch Geld verdienen können.
Sorry, wenn ich das mit meinem persönlichen Hintergrund so sage: Ich finde, dass die Technik heute etwas überbewertet ist. Reiseunternehmen, alte wie neue, sollten sich meiner Meinung nach stärker um die Verbesserung ihrer Kundenbeziehungen kümmern. Amazon ist nicht wegen seiner Rechnerleistung so erfolgreich geworden, sondern weil sie permanent darüber nachdenken, ihren Service für Kunden spürbar zu verbessern.
Wilfried Kropp privat: Wo und mit wem wohnst du?
Ich lebe mit meiner Frau und unserer behinderten Tochter Isabelle in Schönau am Königssee. Schönau liegt in der südöstlichsten Ecke Deutschlands, aber nur 25 Minuten von Salzburg entfernt. Von meinem Schreibtisch aus schaue ich auf den markanten Watzmann. Die beiden anderen Kinder, Sebastian und Linda, studieren in Regensburg.
Für welche Dinge außerhalb der Reisebranche kannst du dich besonders begeistern? Was sind deine liebsten und schrägsten Hobbies?
Ich habe eigentlich ein sehr weites Spektrum an Interessen. Architektur, Stadtgeschichte, technische Innovationen, Strukturwandel in der Wirtschaft, Börse, auch Oper und Film – mich interessiert eigentlich sehr vieles. Selbstverständlich bin ich auch sehr gerne in der Natur und genieße als Wanderer oder Radlfahrer die bayerischen und österreichischen Kultur- und Berglandschaften. Speckbrot und Weißbier inklusive. Als leicht schräges Hobby leiste ich mir den „Donaldismus“, das ist eine Forschungsrichtung, die sich mit dem Paralleluniversum von Entenhausen und seinen Bewohnern befasst.
Vielen Dank für das wunderbare Gespräch!